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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 47

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Die deutschen Landschaften und Stämme. 47 und die Wartburg besuchen oder an den Naturreizen des Thüringer Waldes sich ergötzen wollen. Anders hat sich das wirtschaftliche Leben im Harz entwickelt, dessen Aufbau, Naturschönheit, Sagenreichtum und Geschichte so viel Verwandtes mit dem Thü- ringer Wald hat. Der Harzer hat sich dem Bergbau zugewendet und ist in diesem Gewerbe der Lehrer der Alten und Neuen Welt geworden. (Nenne die wichtigsten Harzstädte!) Die Industriegebiete in Sachsen, in den Sudeten und in Oberschlesien. Uber die Senke des gewerbereichen Vogtlands, in der die große Heer- und Handels- straße von S. nach N. zieht (Hos, Plauen, Reichenbach), wird das ausgedehnte Gebiet der sächsischen Großindustrie mit seiner überaus dichten Bevölkerungs- anhäusung erreicht. Die Grundlagen des Gewerbelebens bilden die Steinkohlen- lager um Zwickau, in deren Umgebung mit wunderbarer Raschheit aus bedeutuugs- Die sächsischen Steinkohlenlager bei Zwickau und Dresden-Plauen. losen Landstädtchen wichtige und volkreiche Plätze der Woll- und Baumwollindustrie . emporgewachsen sind, so Glauchau, Meeraue, Krimmitzschau, Plauen (120 000 E.), Reichenbach, während Chemnitz (290000 E.) außerdem noch große ! Maschinenwerkstätten besitzt. Im Erzgebirge ist nach Erschöpfung der Metallager i der einst blühende Bergbau zurückgegangen. Jetzt hat sich dort bei der Unergiebig- t keit des Bodens und der Rauheit des Klimas die Hausindustrie: Weberei, Spitzen- t klöppelet und Feinstickerei, seßhast gemacht. Ähnliche Verhältnisse wiederholen sich in den Sudeten, wo namentlich in l Hirschberg, Landeshut und Waldenburg die Leinenindustrie blüht. Große l Bedeutung in der Kriegsgeschichte und für den Verkehr von Böhmen nach Schlesien I haben die Sudetenpässe, vor allem die Lausitzer und Waldenburger Senke zu beiden ) Seiten des Riesengebirgs (höchster Gipfel?) und die Pässe des Glatzer Berglands. ? Die großen Steinkohlenlager und Erzhütten Oberschlesiens endlich haben auch i hier eine Reihe vielfach überwiegend von Polen bewohnter Fabrikstädte ins Leben z gerufen: Königshütte, Beutheu, Kattowitz, Gleiwitz. Thüringer, Sachsen und Schlesier. Thüringer, Sachsen und Schlesier sind e Norddeutsche, aber sie sind andern Schlags als die Niedersachsen. Ihre Gesellig- k keit, Lebhaftigkeit und Redseligkeit, ihr gemütvolles Wesen, ihre Liebe zu „Blumen

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 195

1911 - Erfurt : Keyser
— 195 — parentgemälden hatte schmücken lassen. Sie stellten die Schönheit, Weisheit und Stärke dar. Die Stärke verkörperte ein edler, kraft- voller Jüngling in römischer Rüstung, der aus einem Löwen sah und eine Säule von blauem Jaspis (Edelstein) in der Hand hielt. Einige Züge des Gesichtes waren Napoleon ähnlich. Aus dem dreieckigen Gielielselde leuchtete Frankreichs Adler hervor. Alle Linien des Gebäudes waren durch mehrere Tausend Lampen erleuchtet, deren Glanz den weilen Platz mit Tageshelle erleuchtete. Unter dem Dache prangte die Inschrift: Magnitudo illius stabilis, quem omnes supra se et pro se noscunt. In freier Uebersetzung: „Unerschütterlich ist die Größe desjenigen, den alle als ihren Herrn und Beschützer anerkennen." Neben dieser Inschrift gab es noch viele andere, welche Verehrung und Unterwürfigkeit in hochtönenden Worten zum Ausdruck brachten. Hin und wieder hatte es aber ein Ersurter Bürger auch gewagt, seinem Mißmut freien Lauf zu lassen. So hatte ein Obsthändler den köstlichen Einsall gehabt, ein von Lampen gebildetes, riesiges „Ach!" an seinem Hause anzubringen. Eine recht zweideutige Inschrift! Doch der Mann konnte auf eine Anfrage, die man an ihn richtete, die Versicherung geben, daß er durch diesen Ausrus nur seiner Freude über die Anwesenheit des Kaisers habe Ausdruck geben wollen, während er in seinem Innern vielleicht ganz anders dachte. Die Festbeleuchtung sollte nicht ohne einen kleinen Unfall vorübergehen, der leicht bedenklichen Umfang hätte annehmen können. Am Ratskeller auf dem Fischmarkt brannte der mit Lampen erhellte Namenszug des Kaisers ab. Die Flamme wurde zwar rasch gelöscht, sie hatte aber bereits den den Völkern Europas so furchtbaren Namen in Asche verwandelt. Dem Kaiser wurde dies ohne Zweifel verschwiegen; deun bei seiner abergläubischen Beanlagung würde er von dem Vorgänge höchst unangenehm berührt gewesen sein. Anwesende Fürstlichkeiten: Von diesem Tage an füllte sich Erfurt mit einer gewaltigen Zahl von Monarchen, Hofwür-denträgern, Ministern, Generalen und sonstigen vornehmen Personen. Im ganzen weilten damals in Erfurt: 2 Kaiser, 4 Kö- nige, 1 Königin, 1 Großfürst, 1 Fürst-Primas, 17 regierende Fürsten und Fürstinnen, 6 Erbprinzen und Erbprinzessinnen, 1 königlicher Prinz (von Preußen) und 23 andere Prinzen, 34 Grafen, 20 Generale und über 50 Barone und Edelleute, ungerechnet die zahlreichen täglich ab- und zuströmenden, vornehmen Fremden. Aus dem Gefolge des Herzogs von Weimar sind besonders hervorzuheben die Geheimräte von Goethe und Wieland. (Nach Arnold, Beyer u. a.) 13*

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 11

1911 - Erfurt : Keyser
Dann tritt die Trauernde selbst heran, nimmt aus den Händen der Diener zuerst den Schild und legt ihn dem Gatten aus die Brust, sodann das Schwert und bettet es an seine Seite. So kann der Tote im Jenseits würdig auftreten. Aber noch sind die Beigaben nicht erschöpft. Alle die Gesäße, die zum Friedhos getragen wurden, werden rund um den Toten gestellt. Mehrere von ihnen sind mit Speise und Trank gefüllt; denn die Reise in das Jenseits denken sich diese Menschen weit und beschwerlich. Nachdem so der Liebe genug getan, treten die Männer herzu und füllen die Grust mit Erde. Das ist der letzte Liebesdienst der Verwandten, Freunde und Untergebenen, und schon in kurzer Zeit wölbt sich ein ganz flacher Hügel, über dem Grabe des Häuptlings. Das Totenmahl: Mittlerweile ward an einer entfernteren Stelle des Rockhäuser Berges ein mächtiges Feuer entzündet. Am Spieße werden gewaltige Fleischstücke gebraten und in bauchigen Urnen wird Met und gebrauter Gerstentrank, Honig und Brot herbeigetragen zum reichlichen Totenmahle, das die Witwe jenen spendet, die ihrem Gemahle die letzte Ehre erwiesen. So haben wir uns ein Begräbnis zur Bronzezeit, also vor ungefähr 2500—2800 Jahren zu denken. Leider ist aber die Ausbeute an Funden aus jener Zeit in unserer Erfurter Gegend, wie überhaupt in Thüringen, sehr gering. Wir müssen uns deshalb aus dcu Bronzegegenständen, die an anderen Orten, zumal in den Hügel- und Steinkistengräbern Nord- und Süddeutschlands gefunden worden sind, ein Bild jener Zeit entwerfen. Bei uns, wo man die Toten aus Mangel an dem nötigen Steinmaterial zur Schichtung des Grabhügels in flachen Gräbern beisetzte, ist durch die reiche Kultur des Bodens im Laufe der Jahrhunderte viel vernichtet worden. Vieles ist auch durch die Unkenntnis des hohen Wertes der Gegenstände für die Deutung der Kultur jener vorgeschichtlichen Zeiten sogar in den Schmelztiegel gewandert, anderes wieder ist durch planloses Ausgraben verloren gegangen. (Nach Dr. K. Th. Zingeler u. Dr. Zschiesche.) 3. Was die Sage von den alten ühüringern berichtet. Deutung des Namens: Ueber die Herkunft der Thüringer vermag die Geschichte nichts Sicheres zu berichten, desto mehr aber die Sage. Nach ihr wohnten unsere Ururgroßväter als fleißige Ackerbauer und Viehzüchter da am Ostseestrande, wo jetzt die Städte Lübeck und Rostock liegen. Einst landeten daselbst zwölf fremde Schiffe. Sie waren mit stattlichen Helden bemannt, die den Namen Kesselinge führten, weil sie im Kampfe fo hart wie Kieselsteine waren. Sie stammten aus dem Heere Alexanders des Großen und hatten nach dem frühen Tode des Königs ihre alte Heimat verlassen. Auf der weiten Meerfahrt hatten Viele das Leben ver-

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 153

1911 - Erfurt : Keyser
— 153 — Die Horden, über die kein Mensch Herr mar, bedrückten das Land unsäglich. In manchem Bauernhaus lagen mehr als ein Dutzend von ihnen. Jeder verlangte eine volle Schüssel, einen vollen Humpen und unter dem Teller einen blanken Reichstaler. Da es Winter war, wurde der Erntewagen zerkleinert und wanderte mit Pslug, Egge und abgesägten Hausbalken in den Kachelofen. Die Gemeinen schlugen alle Kisten und Kasten aus, um versteckte Barschaft zu finden, und die Offiziere vergriffen sich am silbernen Kirchengerät. Die Dorsschenie wurde zur Wachtstube. In ihr geschahen die schlimmsten Dinge. In Büßleben schüttete man einem Bauern Pulver in Mund, Nase und Ohren und zündete es an. Dann durchstach man dem Gemarterten beide Beine, nagelte ihm die Hände fest und wars ihn, ohne sich weiter um seine Person zu kümmern, auf den Hof. Mit solchen Taten war aber das Maß der Greuel voll. Die Bauern singen an, sich ihrer Haut zu wehren. Man überfiel die absichtlich trunken gemachten Unholde und stach sie am Zechtifch nieder. Auch fanden zwischen den auf freiem Felde lagernden Soldaten und den Bauern ordentliche Gefechte statt. Selbst in der Stadt nahm die Erregtheit der Bürger zu. Ost entspannen sich zwischen ihnen und den Soldaten schlimme Austritte. Zuletzt mußte der Rat den Soldaten den Eingang durch die Stadttore verbieten. Die Walle wurden zum Schutz bewehrt, und jeden Nachmittag zog die Bürgerwehr mit Pulver, Blei und Lunte zur Wache auf den Wall. Die Plage hörte erst mit Beginn des neuen Jahres ans. Was den verschiedenen Beschwerden des Rates nicht gelungen war, ermöglichte der fehlende Sold. Dem Herzog blieb die ersehnte Löhnung aus, und so lief die Horde unter dem Abfingen von Spottliedern aus den „Fritz mit den leeren Taschen" auseinander. Tie Kroaten im Erfurter Land: Am härtesten aber wurde das Land geplagt, als Graf Merode, ein Feldherr Wallensteins, mit 12 000 Mann einrückte (1627—1628). Die Greueltaten der altenbnrgifchen Banden wiederholten sich in noch höherem Grade, war doch unter den Wallensteinern ein ganzes Regiment Kroaten, d. h. teuflischer Menschen. In ihrem orientalischen Aufputz, einen Wald von Federn auf dem Hute, die bunte Schärpe über der Brust und an der Seite den krummen Türkensäbel in silberner Scheide, brachten sie tagtäglich geraubtes Bauerngut zur Stadt. Der Spottvers „Mutter, tu die Hühner rein, s' kommt ein Trupp Soldaten! Hab'n sie rote Mänteln an, Sind sie wie Kroaten," ist damals entstanden. Die Kroaten plünderten ihre Quartiergeber rein aus und verhängten zu ihrer eigenen Freude die schlimmsten Strafen über sie. Mancher Bauer wurde von ihnen, wenn er

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 189

1911 - Erfurt : Keyser
— 189 — Scharen zu dem Schmidtstedter- und Krämpfertor hereinkamen, und einige über den Anger sprengende braune Husaren mit lauter Stimme riefen: „Die Preußen haben die Schlacht verloren!" entfiel allen der Mut. Jeder verschloß jetzt ängstlich seine Türen, ebenso wurden alle Läden und Gewölbe geschlossen. Bis spät in die Nacht hinein dauerte das Lärmen und Geschrei der Flüchtigen. Schrecken und Jammer herrschte überall. In Haufen lagerten die Verwundeten aus den Straßen. Die Anstalten zu ihrer Ausnahme und Unterbringung waren noch nicht vollendet und die Spitäler noch nicht eingerichtet. Mit einem solchen Ausgang hatte niemand gerechnet. Die mitleidigen Bürger aber taten, was in ihren Kräften stand, das Elend der armen Verwundeten und Flüchtenden, die alle mit dem größten Hunger kämpften, zu mildern. Am Tage nach der Schlacht: Am folgenden Tage war das Elend noch größer. Zwischen den Verwundeten wimmelte es aus den Straßen von führerlosen Truppen, die alle nach eigenem Ermessen handeln mußten. Von Ordnung und Befehl war keine Spur mehr zu finden. Viele setzten darum planlos ihre Flucht fort. andere aber gingen aus den Petersberg und sammelten sich dort nach Uniformen. Obwohl es selbstverständlich war, daß die Franzosen vor^den Toren Erfurts erscheinen würden, wurde auch an diesem ^age nichts Ernstliches für die Verteidigung der Stadt getan. Zwar standen die Kanoniere bei ihren Kanonen; aber sie dursten nicht schießen. Der Kommandant, Major v. Prneschenk, hatte es ihnen streng untersagt. Trotz des Heranrückens der Franzosen, von dem man seit langer Zeit Kenntnis batte, und trotz der bevorstehenden Kämpfe hatte man 5000 Zentner Pulver unter freiem Himmel in den Laufgräben der Festung liegen lassen. Ein einziger in sie fallender Schuß konnte der ganzen Stadt den Untergang bringen; darum durfte man den Feind nicht zur Beschießung reizen. Die Tore wurden fest verschlossen gehalten, und die Zugbrücken waren hochgezogen. Aus der Entfernung hörte man starkes Artillerie* feuer. Alles, was an gesundem Militär noch in der Stadt war, mußte sie verlassen und aus den Petersberg ziehen, dessen Zugbrücke ausgezogen wurde. So kam allmählich in banger Erwartung der Nachmittag heran. Ankunst der Franzosen: Da krachten plötzlich, es war am frühen Nachmittag, einige Kanonenschüsse nahe bei der Stadt, und laut erscholl sogleich in allen Straßen der Rns: „Die Franzosen sind da!" Sie standen auch — wohl 10 000 Mann — vor derselben und hielten sie aus der Nord- und Ostseite umschlossen. Einige größere Haufen Soldaten durchzogen noch schnell die Stadt, um die Torwachen zu verstärken, und alle Einwohner erhielten den Besehl, Wasser aus die Böden zu schaffen und sich auf

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 58

1911 - Erfurt : Keyser
— 58,- Weuigstens das Vordergebäude erhielt in seinem Erdgeschoß einen sichern, festen Steinbau. Vielfach wurden auch die Außenmauern ganz in Ltein ausgeführt, fodaß der Bau zu einer festen Herrenburg wurde. Die Dächer wurden hoch und spitz angelegt, um Regen und Schnee gut ablaufen zu lassen. Im Innern erhielt das Haus einen großen Flur, der sich über die ganze Tiefe er-streckte und in den oberen Geschossen meist wiederkehrte. Auf der einen Leite des Erdgeschosses legte man kleine Stuben (Kontore) an, während auf der andern ein Gewölbe (Schatzkammer) eingemauert wurde. Zu den Obergeschossen führten breite, große Stufen empor. Die Böden waren groß und geräumig, passend für den Zweck, dem sie dienen sollten (Waidverarbeitnng),*) weshalb ihnen auch durch Luken möglichst viel Luft zugeführt wurde. Von den Großanlagen dieser Art ist die älteste das Haus Johannesstr. 164, das Lilienfaß. Freilich ist uns nicht das Ganze erhalten, wie es ehemals war, sondern nur ein Teil des Erdgeschosses im Vorderhaus (Stützsäulen und Tragbalken), sowie das Hinterhaus, das aber auch Veränderungen erfahren hat. Letzteres stammt, wie eine Inschrift bezeugt, aus dem Jahre 1445. Mit diesem Zeitpunkt beginnt für Erfurt die Gotik im bürgerlichen Hausbau. Sie erstreckt sich im ganzen über 90 Jahre. Ungefähr ein Viertelhundert gotischer Häuser, die wir zumeist an ibren spitzbogigeu Türen und Toren erkennen können, und viele gotische Einzelformen an einer Reihe alter Bauten, lassen heute noch erkennen, daß unser Erfurt beim Beginn der Neuzeit sich auch im äußeren Glanze mit andern Großstädten des Reiches messen konnte. Zeichen höchster Blüte: Beim Beginn des 15. Jahrhunderts stand Erfurt in höchster Blüte. Die Stadt wurde vom Kaiser Sigismund als zum Reich gehörig betrachtet und immer wieder zu den Reichstagen eingeladen. Schon zur Kirchenversammlung in Konstanz, zu der alle christlichen Nationen Europas eingeladen waren, hatte Erfurt zwei seiner besten Professoren der Theologie, Angelus Dobelin und Johannes Zachariä, entsandt. Letzterer zeichnete sich in seiner Unterredung mit Hns so aus, daß er vom Papst eine geweihte goldene Rose erhielt. Sein Grabstein ist heute ’) Die Waidverarbeitung wurde im Herbst oder Winter vorgenommen. 600 Schock Waidbälle wurden immer aus einmal im Wasser erweicht. Dann wurden sie mit besonderen Waidhämmern zerschlagen, auf den Waidböden auf Hausen geschüttet und stark mit Wasser angefeuchtet- Bei der entstehenden Gärung erhitzte sich der Waid stark und fing an zu dampfen. Nun wurde er auseinander gerissen, umgewendet, mit besonderen Hölzern zerrieben, wiederum auf Haufen gebracht und angefeuchtet. Dies wurde noch mehrmals wiederholt; hierauf ließ man ihn 5 Wochen ruhen. Dann wurde der Vorgang noch zweimal wiederholt. Im Winter mußte aufgepaßt werden, daß der Haufen nicht kalt wurde, sonst war der Waid verdorben. Zuletzt mußte der Waid allmählich trocknen, wobei er stark an Gewicht verlor. Ganz trocken, wurde er dann gesiebt. Ein^ etwaiger Rückstand wurde zerkleinert und abermals gesiebt Im Mai oder Juni endlich war er verkaufsfertig und wurde nun, stark in tannene Fässer eingestampft, auf den Markt oder zum Versand gebracht.

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 77

1911 - Erfurt : Keyser
— 77 — Jubelgeschrei die Luft: der Palas brannte wirklich — brannte hellauf! Und nun ließ der Stadthauptmann das Zeichen zum Sturm geben, und die Trommeln rasselten durch das Lager. Auch in der Burg wußten sie genau, daß es jetzt eine letzte Anstrengung und eine letzte, verzweifelte Abwehr galt. Die Mauern füllten sich, und die Belagerten achteten nicht auf die Pfeilgeschosse, die manch einen aus ihren Reihen niederstreckten. Jetzt ging’s auf Leben und Tod. Während die Blyden und die Radarmbrüste mit Balken und Steinen gegen das geborstene Tor, gegen Türme und Mauern arbeiteten, drängten die Erfurter ungestüm und von allen Seiten gegen die Gräben vor. Sturmleitern wurden herangeschleppt und das vorbereitete Brückenmaterial ins Wasser des Grabens geschoben; hinter Schutzwehren drangen ein paar Dutzend Leute gegen das Tor vor, und sie brachten glücklich ein Balkengerüst in die Lücke, die sonst von der Zugbrücke geschlossen wurde. Wenige Minuten später donnerten die Stoßwerkzeuge gegen das wankende Tor, und gleichzeitig stürmten die Erfurter, die dem Graben und den Brücken zunächst waren, hinüber und unter die Mauern. Sie wurden von einem Hagel von Pfeilen und Steinen empfangen, und das gräßliche Bad ans siedendem Del, flüssigem Blei und kochendem Wasser ließ die anstürmenden Belagerer unter fürchterlichem Jammergeschrei dutzendweise in die eisigen Fluten des Grabens stürzen. Bald türmten sich die Leiber, Tote und Verwundete lagen übereinander, und niemand konnte daran denken, einem Verwundeten zu helfen. Doch wie fürchterlich das Schick- sal der Gefallenen auch war — es hinderte die Nachdrängenden nicht, hinüberzustürmen und die freien Plätze einzunehmen. Und über dem furchtbaren Bilde lohten der Palas und der nun ebenfalls brennende Bergfrit, und ein Wehgeschrei drang aus der Burg, als die stolze Flagge des Landgrafen, die auf der obersten Zinne des Bergfrits geweht, in dem Flammenmeer aufging. Dieser erste gewaltige Sturm hatte so viele Opfer gekostet, daß der Stadthauptmann auf Wunsch des Rates die Stürmenden zurückzog, um ihnen eine kurze Rast zu gönnen; der Fall der Burg war ja besiegelt, und es war nicht notwendig, übermäßig viele Opfer noch daran zu wenden. — Zu einem neuen Sturm kam es nicht mehr. Das Fener lohte plötzlich auch in der Vorburg auf, und auch im inneren Burghof waren jetzt Flammen zu sehen. Nun blieb den Belagerten keine Zuflucht mehr, und es wäre frevelhafter Wahnsinn gewesen, wenn die Bnrgleute jetzt noch daran hätten denken wollen, die Burg zu halten. So erschien denn auch nicht lange danach ein Trompeter und neben ihm ein ritterlicher Herr über dem geborstenen Mauerwerk des Tores. Er bot die Burg auf Gnade an und empfing die Antwort: „Auf Gnad und Ungnad!"

8. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 8

1909 - Leipzig : Hirt
8 Industrie. i , 10. Webstuhl mit Futzbetrieb. Die Webkunst hatte in Ägypten schon etwa im Jahre 2000 v. Chr. eine hohe Entwicklungsstufe erreicht. Über Griechenland und Italien verbreitete sie sich nach dem übrigen Europa. — Der Weber wirft das Schiffchen, in dem sich die Spule mit den Ouerfäden befindet, nach rechts und links zwischen den Längsfäden hindurch, die er mittels Fußantriebs wechselweise öffnet und schließt. Den einfachen Webstuhl verdrängt allmählich der moderne Maschinenbetrieb. 11. Spinnrad. 12. Spihenklöppeln. Auf dem Spinnrade wußten unsere geschickten Urgroßmütter einen Faden herzustellen, dessen Feinheit und Gleichmäßigkeit von der Spinnmaschine kaum erreicht wird. Aber die sparsam arbeitende Klöpplerin des Sächsischen Erzgebirges, wo das Klöppeln seit dem 16. Jahrhundert heimisch ist, gibt doch dem billigen Maschinenfaden den Borzug.

9. Für Präparandenanstalten - S. 70

1912 - Breslau : Hirt
70 C. Länderkunde. § 104. Ter Gebirgszug setzt sich links von der Weser nach Nw fort und endet in niederen Höhen in der Nähe der Hase. Parallel mit diesem Zuge verläuft der Teutoburger Wald, der sich fast schnurgerade von der Quell- gegeud der Lippe und Ems bis nahe an die mittlere Ems hinzieht. Bemerkenswert sind für beide Ge- birge die fast bis auf die Sohle reichenden Quertäler, vou denen zwei von der Köln — Mindener Bahn benutzt werden: das eine ist die Westsälische Pforte, an dem an- deren, einem alten Wesertale, liegt in schöner Landschaft Bielefeld (78'-, seit dem Mittelalter bekannt durch feine .Leinwebereien, die neben Spinnerei und Maschinenbau noch jetzt blühen. § 10.',. Das Hügelland zwischen beiden Ketten ist ein fruchtbares Korn- und Flachs- gebiet, der Mittelpunkt der nord- deutschen Garn- und Leinwand- indnstrie. Die lippische Residenz- stadt Detmold liegt in der Nähe der Grotenburg, auf der sich das Hermannsdenkmal erhebt. Im Nw entstand an der Hafe Osnabrück in schöner Umgebung am hügeligeu Eude des Gebirges. Infolge der Eisen lager in der Nähe treibt die Stadt mancherlei Industrie und ist in jüngster Zeit sehr emporge- blüht (1648). Aufgaben. 1. Was füllt beim Vergleich der beiden die Torpfeiler bildenden! Berge auf? 2. Welche Kämpfe fanden in dieser Gegend statt zwischen Germanen und Römern, in den Sachsenkriegen Karls des Großen, im Siebenjährigen Kriege?

10. Für Präparandenanstalten - S. 79

1912 - Breslau : Hirt
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich. 79 Politische Übersicht. § 12v. Am Harz haben außer den preußischen Provinzen Hannover und Sachsen die Herzogtümer Braunschweig und Anhalt Anteil. Aufgaben. 1. In welchen staatlichen Gebieten liegt a) der Oberharz, b) der Ünterharz? 2. Welche Städte liegen in den vier verschiedenen Staats- gebieten? ■$. Das Sächsische Bergland. § 121. Das Sächsische Bergland zerfällt in das westsüchsische Berg- land, das Elb-Sandsteingebirge und das Lausitzer Gebirge. a) Das westsächsische Bergland. — Aufgaben. 1. Miß mit Hilse des Maßstabes seine Länge vom Fichtelgebirge bis zum Elb-Saudsteiugebirge! 2. Welchen Flußgebieten gehört es an? 3. Welche Länder scheidet es? Der westlichste Teil heißt als Quellgebiet der Elster das Elster- gebirge. Es wird von der Elster durchflössen; an seinen Abhängen liegt das „Vogtland", einst ein unmittelbares Besitztum des Kaisers, dessen Vögte hier die Grenze des Reiches gegen die im Gebirge wohnenden Slawen zu schützen hatten. Jetzt ist das Ländchen sehr gewerbtätig; die Webereien der Stadt Plauen (121) liefern die meisten Baumwollweißwaren in Deutschland. Das Erzgebirge stürzt nach 80 steil zu dem etwa 500 m tieferen Böhmischen Becken ab, senkt sich dagegen allmählich nach N und geht un- merklich ins Norddeutsche Flachland über. Die höchsten Gipfel (Keilberg und Fichtelberg) sind nur sanfte Anschwellungen des Kammes. Der ungleichen Gestaltung seiner Abhänge (vgl. Schwarzwald, Vogesen) entspricht die Ent- Wicklung der Gewässer des Erzgebirges. Zum Egertale stürzen nur kurze, wilde Bäche hinab; nach N führen in schroff eingeschnittenen Tälern die Elster und die sich ans Zwickauer und Freiberger Mulde zusammen- setzende Mulde ihr Wasser der Saale und Elbe zu. Infolge ihres starken Gefälles und der geringen Wassermenge sind die Flüsse nicht schiffbar. An ihrem Oberlauf fehlen größere Ortschaften, da die Täler zu eng sind. Der Rücken verläuft ohne tiefere Paßeinsenkungen. Trotzdem wird er von vielen Straßen und sechs Eisenbahnen überschritten, von denen eine Haupt- liuie Leipzig mit Eger verbindet. Das Gebirge trägt seinen Namen von dem früheren Reichtum an Silbererzen, besonders in Freiberg. Ihr Abbau nährte die dichte Be- völkeruug und rief die höchstgelegene Städtegruppe des Erdteils ins Leben. (Namen n. d. Karte!) § 122. Wichtiger als die Silbererze sind jetzt die reichen Kohlen- lager um Zwickau. Sie haben die sächsische Industrie hoch entwickelt und das Erzgebirge zum dichtestbewohuten Mittelgebirge der Erde gemacht. Chemnitz (286) ist ein Mittelpunkt für Maschinenbau und Spinnerei, Zwickau (73) für Kohlenbergbau und Weberei, Glauchau für Färberei.
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